Was ist Ergotherapie?

Ergotherapie ist noch ein recht junger Beruf in Deutschland und so vielfältig, dass es eine Herausforderung ist, das Tätigkeitsfeld genauer zu definieren. Einer der beiden führenden Berufsverbände in Deutschland, der DVE (Deutscher Verband Ergotherapie), hat 2007 folgende Definition verfasst:

Ergotherapie unterstützt und begleitet Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. Ziel ist, sie bei der Durchführung für sie bedeutungsvoller Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönlichen Umwelt zu stärken.

Hierbei dienen spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung dazu, dem Menschen Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und eine Verbesserung seiner Lebensqualität zu ermöglichen.

Ergotherapie grenzt an verschiedene Professionen an, so z.B. bei psychiatrischer Klientel an Psychotherapie oder Kunsttherapie. Manche Entspannungsverfahren oder psychomotorischen Methoden finden auch in der Physiotherapie Anwendung. Die Unterscheidung ist der Fokus und Ausrichtung des jeweiligen Berufs. Das Fundament der Ergotherapie ist, Betätigung und Handlungsfähigkeit zu unterstützen.

CMOP-E Modell
CMOP-E Modell in Anlehnung an Polatajko, Townsend & Craik

Es gibt verschiedene ergotherapeutische Modelle, die zur Ermittlung des Behandlungsansatzes Orientierung bieten. Das Canadian Model of Occupational Performance and Engagement (CMOP-E) beschreibt den Gegenstandsbereich der Ergotherapie als Betätigungen (alltägliche Handlungen) und deren Wechselwirkungen mit den Eigenschaften der Person und der Umwelt (Kontext). Es gilt also herauszufinden auf welcher Ebene die Ergotherapie Betätigung begünstigen und unterstützen kann. Betätigung umfasst dabei alles, was ein Mensch in seinem Alltag tun möchte und als sinnvoll empfindet.

Im Zentrum des Modells steht die Person mit ihren Werten, Eigenschaften und Zielen (Wesen der Person). Die Person betätigt sich emotional, mental und körperlich, in den Bereichen Selbstversorgung, Freizeit und Produktivität in der Umwelt. Die Grundannahme ist, dass Gesundheit und Lebensqualität einhergeht mit einer Balance zwischen Selbstversorgung, Freizeit und Produktivität. Die Umwelt kann entweder sozial, physisch, institutionell oder kulturell sein.